Impulse für die Taizégemeinde
Ermutigung
Impulse für die Taizégemeinde
Als dieses Jahr begann, sind die meisten von uns hoffnungsvoll gestartet: 2020 so eine schöne Zahl; und in der Wirtschaft lief es ziemlich gut.
Die Jahreslosung. „ Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben!“ klang sperrig und wer sich überhaupt Mühe gab, sie zu verstehen, kaute lange daran herum.
In diesen Corona-Wochen fragen Menschen vermehrt nach Gott- auch solche, die keine „Kirchgänger“ sind: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe?“ Plötzlich sind solche Worte nicht mehr so weit weg von unserer Erfahrung.
Die Leidenszeit spitzt sich zu – wir gehen auf die Karwoche, die tiefe Passion Jesu, zu. Jesus suchte die Gemeinschaft mit seiner „Familie“, seinen Jüngern, und sie begingen miteinander das Fest der Erinnerung an Gottes große Befreiungstat, sie dachten daran, wie Gott ihnen aus der ägyptischen Herrschaft geholfen hatte. Die Erinnerung an das grundsätzliche „Ja“, das Gott über unser Leben gesetzt hat, könnte auch uns helfen : die Erkenntnis, dass Leben Geschenk ist, dass die Erde eine ideale Lebensgrundlage mit sauberer Luft und frischem Wasser bietet (wenn wir sorgsam damit umgehen und an die gerechte Verteilung denken), dass uns die erwachende Natur erfreut, die blühenden Frühjahrsblumen, die Forsythien mit ihren gelben Fackeln, das Gezwitscher der Vögel, die Beobachtung, dass überall Aktionen der Solidarität entstehen, Helferkreise- alles verkündet die gute Botschaft : Fürchte dich nicht – du bist nicht allein!
Durch den Blick auf das Gute und Schöne können wir die Sorgendecke zumindest ein wenig aufbrechen. Wir können den dunklen Stunden einen Hauch von Hoffnung abringen und in dieser Haltung ein Gebet wagen. Ich habe es dem Büchlein von Jörg Zink „Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages“ entnommen und leicht verändert:
„Gott, ich bin ratlos in dieser schweren Zeit,
gib du mir Orientierung.
Ich weiß, dass du mich hörst, und weiß doch nicht, was ich sprechen soll.
Ich möchte deinen Willen bejahen, hilf mir, ich kann es nicht allein.
Ich weiß, dass du mich führst, und weiß doch keinen Weg.
Ich weiß, dass du meine Seele hebst und trägst,
und versinke doch in schweren Gedanken.
Ich weiß, dass ich dir mein Leben anvertrauen kann,
und werde doch meine Angst nicht los.
Ich weiß, dass du mir Freiheit zugedacht hast, und lebe doch im Kerker.
Ich weiß, dass dein Zeitplan anders ist als der meine,
und habe doch keine Geduld.
Ich habe dein Zeichen vor mir, dein Kreuz.
Ich weiß, dass du mich hältst, auch wenn ich falle.
Nein, Herr, ich weiß es nicht. Ich glaube es.
Ich möchte es glauben. Trotz allem. Hilf mir.“
Dieses Gebet – ist es nicht wie eine lange Fassung der Jahreslosung: „Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben“?
Wenn wir so mit Gott sprechen, sind wir ganz nahe dem Jesus im Garten Gethsemane: „Mein Vater, lass diesen Kelch (des Todes) an mir vorüber gehen. Doch : nicht mein, sondern dein Wille geschehe“. Jesus hat sich Unterstützer mitgenommen, er will sich getragen wissen in seiner Unsicherheit, seinen Befürchtungen und Ängsten. Deswegen tut es so gut, wenn wir voneinander wissen – wir sind mit unseren Gefühlen und Gedanken nicht allein, wir alle fragen und lauschen nach den ermutigenden Worten. Wenn wir ein Vaterunser beten oder auf die Kirchenglocken hören, so dürfen wir wissen : andere Christen tun das jetzt auch.
Fühlen Sie die Verbundenheit? Ich singe beim Händewaschen:
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht` mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht` mich nicht.“ |
Das dauert 20 Sekunden- und während ich meiner Hygienepflicht nachkomme, tu ich der Seele etwas Gutes und ich denke an unsere Gemeinschaft bei der Taizéandacht! Mit solchen symbolischen Handlungen legen wir „Leitungen“ zu Gott – oder legt sie Gott zu uns? – getröstete Stunden wachsen.
Möge der Segen Gottes mit dir sein, möge der Segen Gottes dich begleiten.
Gott segne dich
Und schenke dir bunte Farben ins Gewebe deiner Tage,
dass du graue Zeiten bestehen kannst, ohne in Hoffnungslosigkeit zu versinken.
Gott segne dich
Und schenke dir und deinen Lieben helle Töne der Heiterkeit in der Melodie deines Lebens,
Befreiung und Leichtigkeit ohne fliehen zu müssen vor den Niederungen.
Gott segne dich
Und schenke dir guten Boden unter deinen Füßen. Deine Wurzeln hineinzusenken und genügend Halt zu finden, um nicht heimatlos zu bleiben auf dieser Erde.
Amen.
…und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand …
Ihre Waltraud Berner